Bericht SkyNews 10/23

Flughäfen im Wandel (1)

Nicht nur der Flugverkehr hat sich in den letzten 30 bis 40 Jahren massiv verändert, sondern auch die Bodeneinrichtungen für die Passagiere. Denn der Passagierverkehr muss sich seit dem Aufkommen des Massentourismus, namentlich durch Low-Cost-Carriers, sowie den gestiegenen Security-Anforderungen laufend den neuen Anforderungen anpassen, was planerisch eine gross Herausforderung ist. Teil 1: Passagierabfertigung im öffentlichen Bereich.

Früher mussten alle abfliegenden Passagiere an den bedienten Check-In Schaltern ihr Ticket-Heftchen präsentieren, die Bordkarte entgegennehmen und das Gepäck aufgeben, denn in der Flugzeug-Kabine war nur reines Handgepäck zugelassen.

Die elektronischen Medien machten das Check-In at home möglich: Am Smartphone zuhause (buchen und) einchecken, Sitzplätze aussuchen und, je nach Airline, Anzahl Gepäckstücke eingeben. Die Bordkarten, welche auf den Smartphones erscheinen, brauchen nicht einmal mehr ausgedruckt zu werden. Am Flughafen an den Kontrollpunkten diese an die Scanner halten, und schon ist man eingecheckt und gilt als anwesend. Neuere Möglichkeiten wie Gesichtserkennung sind möglich, hängen aber noch von den Datenschutz-Bestimmungen ab. Der Bedarf an Check-In Schaltern wird sich also stark reduzieren, die Warteschlangen davor hoffentlich auch, und somit können die Abflughallen auch etwas kleiner konzipiert werden – zumindest theoretisch, denn trotz fortschreitender Automatisierung wird es weiterhin Passagiere geben, die am herkömmlichen Prozedere festhalten. Eine Anzahl Check-in Schalter wird deshalb allein schon für den Fall einer Systempanne benötigt, und diese müssen physisch am Gepäck-Sortiersystem angeschlossen sein, was wiederum eine langfristige Planung voraussetzt.

Die dritte Variante sind Self Check-in Automaten vor Ort. Ausweispapier an den Scanner halten, und schon ist das Check-In eingeleitet. Es gibt mittlerweile viele Systeme, und diese Automaten haben den Vorteil, dass deren Installation keine grundlegenden Anpassungen der Infrastruktur benötigt.

Etwas anders verhält es sich mit der Gepäck-Entgegennahme. Nach einem Check-In at home können die Koffer auf dem Flughafen an speziellen Self Baggage Drop Points, ebenfalls physisch angebunden an das Gepäck-Sortiersystem, aufgegeben werden: Bordkarte scannen und das Gepäck auf die Waage stellen. Die ausgedruckten Gepäcklabels an die Koffer kleben, und ab aufs Förderband damit. Dies ist eine schnelle und Platz sparende Lösung. Als Alternative bieten die Abfertigungsfirmen meist auch einen bedienten Baggage-Drop an einem Check-In Schalter an, wo nach Vorweisen der Bordkarte die Gepäckabfertigung schneller erfolgen kann als bei einem Standard Check-In.

Welche Rolle aber spielt das Handgepäck, welches das eingecheckte Gepäck etwas verdrängt? Vor allem die Low-Cost Carriers favorisieren die Mitnahme des Gepäcks in die Kabine, was dank der voluminösen Gepäckfächer in den Flugzeugen möglich ist. Damit können Abfertigungskosten und auch Abfertigungszeit eingespart werden. Und für die Airports bedeutet dies eine Entlastung der Gepäcksortier- und Fördersysteme.

Ein Problem liegt jedoch bei den Emergency-Prozeduren: Bei einem notfallmässigen Verlassen des Flugzeugs über die Notrutschen müssen die Passagiere das Handgepäck zwingend im Flugzeug lassen und schnellstens zum Notausgang streben. Aber viele halten sich nicht daran: auf Filmen – heute wird ja jeder Zwischenfall gefilmt – kann man sehen, wie die Leute mit ihren Rollkoffern über die Notrutschen evakuieren und vom Flugzeug wegschlendern. Auf einem anderen Film, der nach dem Landungs-Crash der Emirates in der Kabine gemacht wurde, sieht man die Paxen seelenruhig ihr Gepäck zusammenklauben, während im Hintergrund die Flammen lodern. Und vom furchterregenden Landeunfall einer Aeroflot-Superjet, die brennend über die Piste schlitterte, vermutet man, dass mehr Passagiere hätten gerettet werden können, wenn ihre Evakuation nicht deswegen behindert worden wäre… Es ist also denkbar, dass die Kabinengepäck-Regelung irgendwann von hoher Stelle wieder nur noch leichtes, kleines Handgepäck würde. Und das wiederum ist eine Planungs-Herausforderung für die Flughafen-Infrastruktur. Eine (neue) Abflughalle ist also schon allein aufgrund der Gepäckförderanlagen schwierig zu konzipieren bzw. den stetigen Anforderungen anzupassen.

Fortsetzung folgt.

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