Die Rega-Basis auf dem EuroAirport
Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega unterhält auf im nördlichen Teil des EuroAirport ihre lokale Basis, unweit des technischen Zentrums. Von da aus finden die Einsatz-Flüge in der Nordwestschweiz, aber auch nach Baden-Württemberg und ins Elsass statt, wo die Rega als offizielle Rettungsorganisation akkreditiert ist.
Die Basis
In den 70-er bis 90-er Jahren genoss die Rega im Maintenance Bereich (im Balair- und später im Crossair-Hangar) ein gewisses Gastrecht, und in einem Container am Rande des Tarmacs fanden das Rettungs-Equipment und gewisse Verbrauchsgüter Platz – von einer «Basis» konnte also nicht wirklich gesprochen werden, und es fehlte auch an Büros und Aufenthaltsräumen für die diensthabenden Crews. So entstand die Idee einer kleinen Basis auf dem Dach des Kantonsspitals Basel, auch weil man davon ausging, dass der Heli dort stationiert sein musste, wo auch die Notärzte ihre Arbeitsplätze hatten. Auf diese Weise wollte man unnötige Positionierungsflüge vermeiden. Es kam zu einer Initiative «Rega aufs Spitaldach». Diese Idee fand bei der Bevölkerung jedoch nicht überall Akzeptanz; allerdings wurde die Initiative 1996 äusserst knapp mit 50.3% der Stimme angenommen – die neue Basis auf dem Spitaldach hätte also gebaut werden dürfen. Mittlerweile hatte die Rega jedoch ein anderes Konzept entwickelt, welches sich nicht mehr auf dem kleinen Spitaldach realisieren liess, und auch die entstehenden Lärmemissionen beurteilte man anders als zu Projektbeginn. Man suchte und fand den Platz am oben erwähnten Ort, wo die neue Basis gebaut und im November 2002 in Betrieb genommen werden konnte.
Diese Basis ist ein völlig autonomer Betrieb mit einem Hangar, Aufenthalts- und Wohnräumen für die Crews, mit Büros, Garderoben und Briefing-Raum sowie Instruktionsräumen. Dieses Gebäude wurde später zum Muster aller später gebauten Rega-Basen in der Schweiz, und das Konzept hat sich seither bestens bewährt.
Crews und Einsatz
Die Crews (pro Schicht jeweils 1 Pilot, 1 HCM (Helicopter Emergency Medical Services Crew Member) und ein Notarzt) arbeiten in 24- oder 48-Stundenschichten. Sie sind gleichzeitig für die Flugbereitschaft des Helikopters und die Vollständigkeit des medizinischen Materials und des Equipments verantwortlich. Wie nicht anders zu erwarten, präsentiert sich alles in einwandfreiem, sauberem Zustand.
Die Einsatzaufgebote werden von der Helikopter-Einsatzzentrale in Zürich direkt auf eine App auf die eingeloggten Smartphones der Besatzung übermittelt, und zwar inklusive eines Kartenausschnittes mit dem gekennzeichneten Einsatzort sowie weiteren Angaben zum Einsatz, wie beispielsweise Informationen zum Patienten.
Der Pilot kann umgehend seine Flugberechnungen machen und ist in kürzester Zeit startbereit.
Geflogen wird als Single Pilot Operation, hingegen unterstützt der/die HEMS-Crew Member (Helicopter Emergency Medical Services) den Piloten bei der Sicherung des Betriebs am Boden mit navigatorischen Aufgaben im Cockpit. Die Einsatzmaschine ist nach Instrumentenflugregeln zugelassen und kann für «Low Level IFR Routes», speziell für HEMS eingesetzt werden. Zudem verfügen die Besatzungen über Nachtsichtgeräte (Restlicht-Verstärker) und sind somit im Prinzip während 24 Stunden einsatztauglich. Im Durchschnitt findet jeder dritte Einsatz der Basler Crew in der Nacht statt. Trotz dieses technischen Fortschritts bleibt das Wetter hin und wieder trotzdem ein limitierender Faktor.
Fluggerät und Wartung
Beim auf dem EuroAirport eingesetzten Rettungshelikopter handelt es sich um den bewährten Airbus H145 D2, einem äusserst zuverlässigen, starken und robusten Arbeitsgerät, welches sich für diese Einsätze in jeder Hinsicht am besten eignet. Die Rega plant nun eine Einheits-Helikopterflotte einer neueren Version des Airbus H145 D3 mit 5-Blatt Rotoren, einer erhöhten Nutzlast und demzufolge mehr Leistung. Die Lieferung dieser neuen Maschinen wird ab 2024 während 2 Jahren erfolgen, und die bisher eingesetzten H145 und AW109SP «Da Vinci» hingegen werden dann weiterverkauft.
Auf der Basis selbst sind keine Maintenance-Mitarbeitende stationiert. Eine tägliche technische Kontrolle der Maschine wird jeweils durch den Piloten durchgeführt, ein Walkaround-Check durch die HEMS-Crew-Member vor jedem Abflug, und für einen umfassenden wöchentlichen Check reist jeweils ein Maintenance-Spezialist aus Zürich an. Für grössere Kontrollen oder Reparaturen wird die Maschine ausgetauscht und in Zürich revidiert. Die hohe technische Verlässlichkeit des robusten H145 ermöglicht dieses Konzept. Natürlich können auf der Basis auch Triebwerks- und Hydraulik-Öle nachgefüllt werden. Sogar eine eigene kleine Tankzisterne ist vorhanden und garantiert die benötigte Unabhängigkeit des 24-Stundenbetriebs.
Alltag der Crews
Im Dreiländereck wird die Basler Crew von den Einsatzpartnern zu jährlich mehr als tausend Einsätzen aufgeboten. Und dieses Einsatzspektrum ist äusserst breit: Die Crew steht im Einsatz nach Unfällen im Strassenverkehr, bei der Arbeit oder Freizeitaktivitäten, aber auch für akut Erkrankte und den raschen und schonenden Transport in ein Zentrumsspital. Zusätzlich zu diesen sogenannten Primäreinsätzen finden Verlegungsflüge (Sekundäreinsätze) von Patienten aus kleineren Spitälern in medizinische Zentren statt.
Verschiedene bekannte Fernsehreportagen über die Rega haben immer wieder einen guten Einblick über das tägliche Leben auf den Basen gegeben; auf dem EuroAirport laufen die Schichten nach demselben Muster ab. Es ist ein bisschen wie im Militär: Warten, und dann muss es plötzlich sehr schnell gehen. Und es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass ein Einsatzbefehl genau dann eintrifft, wenn das gemeinsame Essen auf dem Tisch dampft, oder auch nur, sobald irgendwann jemand seine Schuhe ausgezogen hat! Aber die Crews sind äusserst flexibel und diszipliniert, und die Kameradschaft wird grossgeschrieben. Alle können sich auf jede und jeden voll verlassen. Die Einsätze sind vielfältig und interessant, kein Tag ist gleich wie der andere, und vor allem: es ist in jedem Fall eine verantwortungs- und sinnvolle Arbeit!
Robert Appel