Shopping-Paradies auf dem EuroAirport?
Bahnhöfe dienen längst nicht mehr ausschliesslich den Bahnreisenden. Auch für normales «Fussvolk» bieten sie willkommene Einkaufsmöglichkeiten. Und zwar nicht nur an den Bahnhöfen selbst, sondern auch in einem abgegrenzten Rayon darum herum. Als Ergänzung zu den normalen, von den Gewerkschaften diktierten und vom Staat gesetzlich geregelten Öffnungszeiten leisten diese Geschäfte einen wesentlichen Beitrag zur Grundversorgung.
Was für Bahnhöfe recht ist, ist für Flughäfen billig. Die meisten internationalen Airports bauen ihre Hallen zu teilweise veritablen Shopping Malls aus. Denn nicht nur die Passagiere nehmen das Angebot gerne an, denn wer von einer Ferienreise zurückkommt, ist froh, vor seiner Fahrt nach Hause noch Lebensmittel einkaufen zu können. Aber auch die Flughafen-Angestellten nehmen das Angebot gerne wahr, am Arbeitsplatz noch Einkäufe erledigen zu können, vor allem wenn ihr Schichtdienst nicht mit den gängigen Ladenöffnungszeiten kompatibel ist.
Das Shopping-Angebot des Flughafens Zürich Kloten lässt wirklich keine Wünsche offen, das ist ein Angebot, welches auch mir als Shopping-resistenten Menschen Wohlgefallen auslöst. Flughafen Zürich AG hat vor einem Jahr den «Circle» eingeweiht – einen Bürokoloss am Rande des Flughofs, dem aber auch ein paar Einkaufsgeschäfte angegliedert sind und die das ohnehin schon üppige Angebot des Flughofs ergänzen. Dass der Gang durch den Circle allerdings kein wirkliches Glücksgefühl auslöst, tut nichts zur Sache – es wird ja niemand gezwungen, einen Abstecher durch diese kalten und leblosen Gänge zu unternehmen. Denn es ist ja vor allem eine Bürozone, mit deren gegenwärtig 85-prozentigen Auslastung sich der Flughafen Zürich «weitgehend zufrieden» (Pressemeldung) zeigt.
Nur auf dem EuroAirport herrscht landside (öffentlicher Bereich) punkto Einkaufsmöglichkeiten eine Einöde, denn ausser zwei popeligen Kiosken (einer im Schweizerischen und einer im Französischen Sektor) lädt nichts zum erholsamen Shopping ein. Airside (kontrollierter Abflugs- und Ankunftsbereich) gibt es ein rudimentäres Angebot, welches aber niemals an andere, vergleichbare Flughäfen herankommt. Warum nur?
Der Flughafen-Direktor Matthias Suhr, in meinem Interview (SkyNews Dezember 2022) darauf angesprochen, machte unter anderem die fehlende Nachfrage dafür verantwortlich: «Wenn niemand einen Coiffeur am Flughafen braucht, macht es auch keinen Sinn, einen Coiffeursalon zu installieren». Das ist sicher richtig, aber wenn andererseits alle wissen, dass es auf dem EuroAirport keine Shops gibt, dann suchen sie dort auch keine und bleiben nur solange wie nötig. Am Anfang muss das Angebot da sein, und zwar attraktiv platziert. Die Geschäfte sollten mit einem überblickbaren Angebot beginnen, dieses kontinuierlich ausbauen können, und vielleicht kommt ihnen der Flughafen zu Beginn mit vergünstigten Standmieten entgegen. Geschäfte generieren Nachfrage für weitere Geschäfte, und diese sind so unerlässlich wie Restaurants oder Toiletten. Und sie machen den Flughof attraktiv.
In den gegenwärtigen Ankunftshallen Landside sind die Verhältnisse allerdings alles andere als optimal für Einkaufsgeschäfte. Es sind vor allem die unattraktiven Platzverhältnisse, die mich, wäre ich Ladenbesitzer, klar davon abhalten würden, dort ein neues Standbein aufzubauen. Der öffentliche Bereich ist eng, der Plafonds ist niedrig und die Sichtbarkeit nicht gegeben. Ganz klar, diese Halle ist ungeeignet. In den Abflughallen hingegen wäre noch Potenzial vorhanden für Geschäfte des allgemeinen Bedarfs nicht nur für die Passagiere, sondern auch für ihre Begleitpersonen.
Autobahn-Raststätten wie z.B. an der A1 bei Würenlos, vulgo «Fressbalken», sind heute veritable Familien-Ausflugziele für verregnete Sonntage! Auch der Flughafen Zürich-Kloten zieht heutzutage eine Besucherschaft an, welchee vor allem die Geschäfte besuchen und den Duft der grossen weiten Welt schnuppern will. Gekrönt wird das Sonntagsvergnügen dann mit einem Lunch in einem der Restaurants und dem Besuch der wirklich attraktiven Flughafen-Terrasse. Ach ja, genau das gibt es auf dem EuroAirport ja leider auch nicht mehr!
Auch wenn das Fressbalken-Beispiel etwas hinkt, so zeigt er doch, dass beim Projekt «EMT» (Evolution Modulaire du Terminal) ein Augenmerk auf die Schaffung von attraktiven Einkaufsmöglichkeiten gerichtet werden sollte, und zwar airside wie landside. Ein Coiffeur-Salon hingegen ist vielleicht erst zu einem fortgeschrittenem Zeitpunkt sinnvoll. Aber vielleicht liegt auch wieder eine Besucherterrasse drin – als zusätzlichen Publikumsmagnet? Vor allem wenn man erst noch bequem mit der Eisenbahn zum EAP fahren kann?