ROBERT APPEL, SKYNEWS Dezember 2021: Bahnanschluss
Auch wenn es in der Vergangenheit etwas ruhig um den Bahnanschluss des EuroAirport geworden ist, ist er deswegen noch lange nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Zwischen beiden Ländern, Frankreich und der Schweiz, herrscht Einigkeit, dass der Flughafen-Bahnanschluss so schnell wie möglich Realität werden muss.
Der drittgrösste schweizerische Landesflughafen hätte im Jahre 2020 die 8 Millionen Passagiere-Grenze erreicht, wäre COVID nicht gewesen. Trotzdem ist er nach wie vor lediglich über die Strasse erreichbar, und zwar aus allen drei Einzugsregionen – in der heutigen Zeit ein unhaltbarer Zustand! Wohl war im Terminal, der im Jahre 1971 in Betrieb genommen wurde, eine Eisenbahnhaltestelle bereits vorgesehen, aber aufgrund des damals niedrigen Passagieraufkommens wurde der Bahnanschluss zurückgestellt. Spätere Bemühungen scheiterten dann an der Finanzierung, an politischen Hindernissen und – am Widerstand von Teilen der basler Bevölkerung.
Zwischen dem 11 Oktober und dem 9. November 2021 fand eine öffentliche Anhörung statt, die vom französischen Verwaltungsgericht in Strasbourg initiiert wurde. Aufgrund dessen wird die Planung aufgelegt. Ziel ist eine Inbetriebnahme der Flughafen-Bahn im Jahre 2028. Für ihre Finanzierung muss sich die Schweiz mit 90 Millionen Franken am Projekt beteiligen. Möglich wird dies, weil National- und Ständerat die Gelder für drei grenzübergreifende Bahnprojekte von 100 Millionen auf 200 Millionen Franken verdoppelt haben.
Diese Anbindung beinhaltet eine Bahnhaltestelle direkt am EAP und eine 6 Kilometer lange Neubaustrecke, die von der bestehenden Linie Mulhouse – Basel abzweigt. Geplant sind 6 Züge pro Stunde und Richtung zwischen dem Flughafen und Basel, 4 stündliche Verbindungen mit Mulhouse und 2 mit Strasbourg. Somit wären 16 Bahnhöfe in der Schweiz und 10 in Frankreich als Direktverbindungen möglich, und zwar durchgehend zwischen 5 und 23 Uhr. Seit jeher klar ist jedoch, dass es keine Direktanschlüsse zum Intercity-Netz der SBB geben wird, sondern dieser Ast eine S-Bahn-Linie sein wird. Das Umsteigen wird also leider unumgänglich sein. Die Vorteile der schnelleren und bequemeren Verbindungen sowie die grössere Transportkapazität, die der Bahnverkehr vis-à-vis den heutigen Busverbindungen offeriert, machen diesen Nachteil aber mühelos wett. Die geplanten Zugstopps in Basel-St. Johann binden auch Basel-Ost ein, und zwar wenige 100 Meter von den bisherigen Haltestellen des Flughafen-Buses entfernt.
Passagiere und Flughafen-Angestellte vor allem aus der Agglomeration, für die eine Kombination Bahn/Bus keinen Sinn machte und die deswegen mit dem Auto zum Flughafen fuhren, können dann also mit dem Zug bequem und teilweise direkt zum EuroAirport fahren und den dichten Autoverkehr in Basel meiden. Der Anschluss ist aus schweizerischer Sicht ein wichtiges Teilstück der S-Bahn, die überdies «irgendwann» um das vieldiskutierte Herzstück erweitert werden sollte. Damit wäre der EAP auch vom Badischen Bahnhof her erreichbar, denn eine Direktverbindung zum Flughafen ist vom deutschen Bahnnetz nicht vorgesehen.
Politikerinnen und Lärmgegner werden nun aber wie bisher argumentieren, dass der Flugverkehr deswegen zunehmen wird. Ein ziemlich queres, unhaltbares Argument, denn es ist wenig wahrscheinlich, dass die basler Flugverkehrszahlen allein aufgrund des neuen Bahnanschlusses ansteigen; genauso wenig, wie sogar Flugverkehr aus Zürich-Kloten auf den EuroAirport abwandern würde, was ebenfalls als beliebtes Argument der Lärmgegnerschaft immer wieder hinhalten muss. Jene Passagiere müssten ja, wie bereits erwähnt, auf dem Weg zum EAP in Basel SBB auf den S-Bahnzug umsteigen.
Der Widerstand gegen die Bahnanbindung muss vielmehr als ein politischer Stellvertreterkrieg gegen den verhassten Luftverkehr gewertet werden, und dafür wird auch gerne eine Verleugnung der eigenen, heiligen Prinzipien in Kauf genommen: Dass nämlich mit dem erwarteten Umsteigen der Passagiere und Angestellten vom Privatauto und Bus auf den neuen Zug nicht nur die Flughafenstrasse, sondern auch das Strassennetz in der Stadt Basel und Agglomeration entlastet werden würde, wird geflissentlich wider besseres Wissen ignoriert. Ebenso die ökologischen Folgen davon.
Es ist also leider damit zu rechnen, dass diesem Projekt auch in Zukunft Widerstand entgegengebracht werden wird. Widerstand, der es schlussendlich nicht verhindern, sondern nur verzögern und verteuern wird! Dieser Bahnanschluss muss nun einfach kommen! Und nachdem wir bereits verschiedentlich über das Scheitern früherer Projekte berichten mussten, wäre es jetzt mehr als schön, endlich über die beschlossenen Pläne und den Start der Bauarbeiten schreiben zu dürfen.