Das Sternenfeld
So nannte sich das erste offizielle Flugfeld der Region Basel. Auch wenn der Name hohe Ziele versprach – dieses Grundstück in der Basler Nachbargemeinde Birsfelden hiess aber schon seit jeher so: Sternenfeld, welches zu den Sternen führt. In Latein: Ad Astra.
Die Anfänge
Doch der Reihe nach. Nach verschiedenen Ballonaufstiegen in der absoluten Pionierzeit der Fliegerei wurde die Basler Bevölkerung am 13. Mai 1911 um 8 Uhr abends erstmals mit der «richtigen» Fliegerei konfrontiert, als Theodor Real von Deutschland her mit seinem hochmodernen Euler-Doppeldecker wetterbedingt und unangemeldet auf der St. Jakobs-Matte landete; eine Sensation, die sich in der Stadt wie ein Lauffeuer verbreitete und zu einer Völkerwanderung dorthin führte. Am folgenden Tag erfolgte der Weiterflug nach Bern, der allerdings bereits in Läufelfingen infolge eines Motorausfalls an einem Birnbaum endete… Aber die Begeisterung der Bevölkerung war nicht mehr zu bremsen, sodass ein Jahr später Flugtage mit internationaler Beteiligung organisiert werden konnten, und zwar ebenfalls auf der St. Jakobsmatte, dort, wo heute das Fussballstation für derzeit wenig erfreuliche Nachrichten sorgt – zumindest nicht aus Basler Sicht…
Die Schweizer Offiziersgesellschaft war grosse Förderin der Fliegerei in der Schweiz, denn sie erkannte schnell die Wichtigkeit einer eigenen Luftwaffe mit tapferen Mannen mit grosser Gefahr vor Augen, was allerdings weniger mit Feindberührung denn mit der Technik der damaligen Aeroplane zu tun hatte. Es galt, die Begeisterung und Unterstützung der breiten Bevölkerung sicherzustellen (#wehrhafte Schweiz), und aus diesem Grunde wurden landesweit Flugtage organisiert, so auch auf der Basler Schützenmatte am 1. und 2. März 1913. Tausende kamen, um diese tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten zu bestaunen und den Hauch des Fortschritts zu geniessen. Dass auch «eine vo eus», der Langenbrucker Pilot Oskar Bider, mit Schlagzeilen seiner kühnen Fliegerkünste brillierte, trug ebenfalls zur allgemeinen Euphorie bei.
Das Sternenfeld
Noch aber existierte kein offizielles Flugfeld in Basel, und ausser der neu aufgekommenen Flugpost waren vorerst nur wenige Ansätze einer späteren Verkehrsfliegerei zu erkennen; Flüge mit den damals existierenden Flugapparaten waren sowieso nur den todesmutigsten Zeitgenossen vorbehalten. Die Entwicklung in diese Richtung kam jedoch voran, und im ganzen Land wurden «Fluggesellschaften» gegründet, vor allem für die Flugpost, aber auch für Passagierverkehr. Die Wichtigkeit, einen richtigen Flugplatz mit entsprechender Infrastruktur zu haben, wurde aber immer offensichtlicher. Die bisherigen Standorte der Flugtage waren jedoch als Flugplätze wenig geeignet, und so richtete man das Augenmerk auf ein geeignetes Feld in der benachbarten Gemeinde Birsfelden, eben das Sternenfeld. Ob die unmittelbare Nähe zum Rhein die Möglichkeit einschloss, auch Wasserflugzeuge in den Basler Flugverkehr miteinzubeziehen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Die Bewilligung für die Erstellung einer Rasenpiste traf anfangs 1920 ein, und am 12. September gleichen Jahres wurde das neue Flugfeld – Sie ahnen es – mit einem gross aufgezogenen Flugmeeting feierlich eingeweiht, mit viel Prominenz aus Regierung und natürlich des Militärs.
Der offizielle Flugverkehr ab Basel war mit einigen Projekten zumindest angedacht, kam aber wegen vielen operationellen, technischen, meteorologischen, finanziellen und politischen Hindernissen mehr als schleppend voran. So konnten im ersten Betriebsjahr, 1920, gerade mal 20 Flüge durchgeführt werden… Der Traum, auf der im Entstehen begriffenen Luftverkehrskarte einen prominenten Platz zu sichern, konnte nicht so schnell wie angedacht realisiert werden. Mit der Gründung der Flugplatzgenossenschaft «Aviatik beider Basel» wurde der Flugplatz jedoch deutlich professionalisiert. Sie trieb den Ausbau des Flugplatzes technisch, organisatorisch und infrastrukturell voran, und es ging, mit einigen Rückschlägen, endlich bergauf mit dem Basler Luftverkehr! Wichtige Airlines konnten dazu gewonnen werden, Basel in ihr Streckennetz aufzunehmen. Zwei Jahre später wurde folgerichtig eine eigene Fluggesellschaft gegründet, die «Balair», die dann allerdings im Jahr 1931 aufgrund der durch das Eidg. Luftamt (heute BAZL) verfügten Fusion mit der «Ad Astra Aero» in die spätere Swissair aufging.
Es stellte sich bald heraus, dass das Sternenfeld den immer anspruchsvolleren Anforderungen der modernen Fliegerei nicht mehr lange gewachsen sein würde. So hatte dieser kleine Flugplatz keine grosse Zukunft in der Fliegerei, und heute ist dort nur noch Hafenindustrie und das Kraftwerk zu sehen; wo die Flugzeuge einst auf der Graspiste starteten und landeten, fahren heute die Rheinschiffe durch die Schleusen!
Die ganze Geschichte erfahren Sie im neuen Buch «Flugplatz Sternenfeld 1920–1950» von unserem Mitglied Werner Soltermann, erschienen im Reinhard-Verlag, welches Mitte September 2024 erscheint.