Beitrag SkyNews 02/22

ROBERT APPEL, SKYNEWS Februar 2022: Baggage-Screening mit Spürhunden

Was in den frühen 70-er Jahren als stichprobenartige, manuelle Handgepäck-Durchsuchungen begann, entwickelte sich nach und nach zu Handgepäck-Kontrollystemen mit 2-dimensionaler Röntgen-Durchleuchtung. Für das eingecheckte Gepäck, das zu Anbeginn ebenfalls nur sporadisch nach Sprengstoffen kontrolliert werden konnte, ist heute lückenloses EDS-Screening (Explosive Detection System) zwingend vorgeschrieben.

Der EuroAirport hat für das Baggage-Screening anfangs des Jahres 2020 ein neues, einzigartiges Konzept eingeführt: eine Kombination von Gepäckdurchleuchtung und in der zweiten Kontrollstufe mit dem komplett integrierten Einsatz von Spürhunden. Diese arbeiten in einer fix zugewiesenen Zone, mit einem direkten Zugang zum Hundezwinger ausserhalb der Gepäckhalle.

1. Automatisierte Durchleuchtung
Herzstück ist ein «Standard 3»-System, welches die Gepäckstücke nach dem Prinzip eines Röntgen-Tomografen 3-dimensional abtastet. Die Scans erlauben überdies spektroskopische Analysen für molekulare Eigenschaften, Dichte, Ionisationsgrad etc., mit welchen spezifische Stoffe gezielt aufgespürt und bildlich dargestellt werden können – in diesem Falle Sprengstoffe.

Das eingecheckte Gepäck wird automatisch zu einem der drei vollautonomen Gross-Scannern befördert und durchleuchtet. Nach einem Algorithmus sind diese in der Lage, die Analyse des Scan-Ergebnisses selbst vorzunehmen. Rund 75 % aller Gepäckstücke werden so als unbedenklich identifiziert und direkt in die Gepäck-Sortierhalle weitergeleitet. Die Geräte werden zwar an einem dezentralen Ort überwacht, aber die Scans der unbedenklichen Gepäckstücke müssen von keiner Person mehr routinemässig kontrolliert werden – deren Bildschirm bleibt also leer.

2. Erster Hinweis
Stellt ein Scanner jedoch verdächtige Stoffe fest, so sendet er das Analysebild sofort in diese Zentrale, und gleichzeitig leitet er das Gepäckstück automatisch in eine erweiterte Kontroll-Wartezone. In der Zentrale hat die Kontrollperson nun 3 Minuten Zeit, den Scan genauer zu beurteilen. Dabei kann sie das Gepäckstück nicht nur über 3D-Imaging von allen Seiten optisch kontrollieren, sondern zusätzlich mit verschiedenen Methoden vertieftere Analysen vornehmen.

3. Gefährlich / nicht gefährlich
Erachtet die Kontrollperson das Gepäckstück als unbedenklich, kann sie es ferngesteuert in die Gepäcksortierhalle weiterleiten. Identifiziert sie das Stück jedoch ebenfalls als gefährlich, so belässt sie es in dieser Wartezone. Ist sie hingegen nach 3 Minuten mit ihrer Analyse aber noch nicht fertig oder unsicher, schliesst das System diese optische Nachkontrolle. Das Gepäckstück bleibt in der Kontroll-Wartezone.

4. Die Hunde kommen zum Zug!
Die suspekten Gepäckstücke kommen nun aus der Wartezone automatisch in die Hunde-Kontrollzone, und die Hundetruppe wird vom System aufgeboten. Eine der beiden anwesenden Betreuungspersonen – jede disponiert je zwei Hunde – holt ein Tier aus dem Hundezwinger und führt es zu den Gepäckstücken auf dem Band. Aufgeregt und freudig schwanzwedelnd umkreist das Tier nun intensiv schnuppernd die Gepäckstücke – berührungsfrei! Innerhalb von durchschnittlich 3 (drei!) Sekunden pro Objekt kann es den Sprengstoff erkennen: es legt sich davor auf den Boden. Damit zeigt es nicht nur, dass es sich sicher ist, sondern auch, dass es nun eine kleine Belohnung erwartet… Das vom Hund ignorierte und somit als unbedenklich taxierte Gepäckstück kann nun in die Gepäck-Sortierhalle weitergeleitet werden.

5. Weiteres Vorgehen
Das markierte Stück hingegen wird in einen weiteren, diesmal von einer Fachperson der BGTA (Brigade de Gendarmerie du Transport Aérien) bedienten Scanner-Raum befördert, wo es nochmals einer abschliessenden, spezifischeren Kontrolle unterzogen werden kann. Der Spürhund hat also zwar eine wichtige Vorentscheidung geleistet, aber nur die Fachperson entscheidet schlussendlich das endgültige Vorgehen: Ab in die Gepäcksortieranlage oder aber in den fahrbaren Druckcontainer, und damit in die Obhut der «Démineurs».

Dass im High Tech-Zeitalter wieder vermehrt auf Hunde mit ihren unvorstellbar empfindlichen Spürnasen als festen Bestandteil der Kontrollkette zurückgegriffen wird, mutet nur auf den ersten Blick seltsam an. Ihre Trefferquote und Effizienz ist nàmlich beeindruckend hoch. Für sie ist das Ganze aber vor allem ein Spiel, und sie freuen sich auf jeden Einsatz! Rund um die Uhr werden sie werden von ihren ausgebildeten Betreuerinnen und Betreuern liebevoll umsorgt, spazieren geführt und auch regelmässig mit «Markier-Gepäck», anderen Übungen, stetiger Weiterbildung und Vertiefung bei Laune gehalten. Die Tiere machen einen glücklichen, aufgeweckten Eindruck; ihnen bei der Arbeit zuzusehen, ist eine sehr erfreuliche, interessante Erfahrung!

Dieses beeindruckende Verfahren ist ein eigentliches Pilotprojekt, welches sich bis jetzt bestens bewährt hat. Es ist präzise, effizient und schnell. Auch wenn die letzten 2 Jahre von reduziertem Flugaufkommen gezeichnet waren, ist absehbar, dass es unter «Post-Corona»-Bedingungen ebenfalls seinen hohen Erwartungen gerecht werden kann.

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